Trennungsschmerz wirksam begegnen: Phasen einer Trennung

Ein gebrochenes Herz tut weh – und kann sogar zu einer echten Krankheit werden. Die Mediziner sprechen von Stress-Kardiomyopathie („Broken-Heart-Syndrom“), einer Funktionsstörung des Herzmuskels, die durch starke emotionale Belastung ausgelöst werden kann. So weit muss es nicht kommen. Bei fast allen Menschen läuft der Trennungsschmerz in Phasen ab, die sich stark ähneln. Wer den Mechanismus versteht, kann etwas dagegen tun.

Schock und Verdrängung

Auch wenn die Trennung schon in der Luft lag, ist der Moment des Schlussmachens ein Schock. Die persönliche Distanz ist vielleicht schon über längere Zeit gewachsen, nun folgt eine klare Ansage, verbunden mit einer räumlichen Trennung. Am empfindlichsten trifft den bisherigen Partner die Zurückweisung wegen eines anderen Menschen. Überraschenderweise ist der Schock hilfreich, denn die Schockstarre und geistige Leere schützt uns vor einer Überflutung mit Gefühlen. Die Trennung im Kopf vollzieht sich nicht so schnell wie der Auszug aus einer gemeinsamen Wohnung. Aber auch das Leugnen und Verdrängen der Situation hat eine Schutzfunktion. Dennoch – in den meisten Fällen wird es nicht helfen, Fakten in anderes Licht zu rücken und damit die Gründe der Trennung nicht wahr sein zu lassen. Leugnen wird die Beziehung nicht retten, führt aber auf Dauer zu einem gefährlichen Realitätsverlust. Besser ist, den Tatsachen ins Auge zu sehen, sich ihnen zu stellen und auch die Gefühle wieder zuzulassen.

Wut und anderes Gefühls-Chaos

Alle Gesprächsangebote laufen ins Leere, der oder die Ex meldet sich nicht mehr. Spätestens jetzt wird der Verlassene von einer Welle unterschiedlichster Gefühle überschwemmt. Hoffnung wird von Hoffnungslosigkeit verdrängt, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass es wirklich vorbei ist. Trauer und Wut wechseln sich ab. Das mündet in Kraftlosigkeit, schlechtem Schlaf, unangenehmen Träumen und Erschöpfung. Gerade die Trennung von einem Narzissten kann sehr aufreibend sein, da narzisstische Menschen häufig auf Rache sinnen, wenn sie verlassen wurden, und versuchen, dem Ex-Partner mit aggressivem Verhalten und emotionaler Erpressung Schuldgefühle zu bereiten. Viele Paartherapeuten regen an, in dieser Phase ein Gefühlstagebuch zu führen. Es hilft, das Chaos zu sortieren, Hass und Angst zu überwinden, die Realität der Trennung anzuerkennen und eventuell notwendige Entscheidungen objektiv treffen zu können. Das ist keine schöne Zeit, und leider kann sie über mehrere Monate anhalten.

Loslassen und Neuorientierung

Auf Regen folgt irgendwann auch einmal wieder Sonnenschein. Das Tagebuch hat geholfen, mit Selbstzweifeln ebenso abzuschließen wie mit Schuldzuweisungen und vergeblichen Versuchen der Rückgewinnung. Nach dem emotionalen Winter beginnt nun das Frühjahr, die Vorfreude auf den Sommer. Die Gedanken sind wieder auf die Zukunft gerichtet, auf das, was dem Leben Sinn und Erfüllung gibt. Das muss nicht zwingend eine neue Partnerschaft sein. Millionen Singles sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie sich nur auf einen Menschen zu hundert Prozent verlassen können – auf sich selbst. Vor sich selbst kann man nicht fliehen, jeder nimmt sich selbst überall hin mit. Also sollten wir auch das Leben nach der Trennung vor allem an diesem einen, dem wichtigsten Menschen ausrichten. Und wenn der nächste Liebeskummer ansteht, sind wir darauf schon sehr viel besser vorbereitet.

Bild: Bigstockphoto.com / Rawpixel.com

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